E-12
Die Geschichte von Ruth und Boas
Diese Geschichte steht in Rut 2 bis 4
Text nach der Neuen evangelistischen Übersetzung (NeÜ)
Rut 2
Rut trifft Boas
1 Noomi hatte von ihrem Mann her einen wohlhabenden Verwandten namens Boas. Er gehörte ebenfalls zur Sippe Elimelechs. 2 Eines Tages sagte die Moabiterin Rut zu Noomi: „Ich möchte gern hinausgehen und die Ähren auflesen, die auf dem Feld liegen geblieben sind. Irgendjemand wird es mir sicher erlauben.“ – „Geh nur, meine Tochter!“, sagte Noomi. 3 Rut kam zu einem Feld und las Ähren hinter den Schnittern auf. Es fügte sich, dass das Feldstück zum Besitz von Boas gehörte. 4 Im Lauf des Tages kam Boas aus der Stadt zu seinen Leuten hinaus. „Jahwe sei mit euch!“, begrüßte er seine Schnitter. „Jahwe segne dich!“, erwiderten sie. 5 Boas fragte den Mann, der die Aufsicht führte: „Zu wem gehört diese junge Frau?“ 6 „Es ist eine Moabiterin, die mit Noomi aus dem Ackerland Moabs zurückgekommen ist“, erwiderte der junge Mann. 7 „Sie hat gefragt, ob sie hinter den Schnittern her die Ähren auflesen darf. Vom Morgen an bis jetzt war sie auf den Beinen und hat sich kaum in den Schatten gesetzt.“
8 Da sagte Boas zu Rut: „Hör zu, meine Tochter! Geh nicht auf ein anderes Feld zum Ährenlesen. Bleib hier und halte dich zu meinen Mägden. 9 Geh hier auf dem Feld hinter ihnen her. Ich habe meinen Leuten befohlen, dich nicht zu belästigen. Und wenn du Durst hast, dann geh zu den Krügen und trink von dem Wasser, das meine Leute sich dort schöpfen.“ 10 Rut warf sich vor ihm zu Boden und sagte: „Womit habe ich das verdient? Warum beachtest du mich, obwohl ich eine Ausländerin bin?“ 11 Boas entgegnete: „Man hat mir genau berichtet, was du nach dem Tod deines Mannes an deiner Schwiegermutter getan hast. Du hast Vater, Mutter und Heimat verlassen und bist zu einem Volk gegangen, das du vorher nicht kanntest. 12 Jahwe möge dir dein Tun vergelten und dich reich dafür belohnen, Jahwe, der Gott Israels, zu dem du gekommen bist, um Schutz unter seinen Flügeln zu finden!“ 13 „Du bist so gütig zu mir, Herr!“, erwiderte Rut. „Du hast mir Mut gemacht und so freundlich zu deiner Magd gesprochen, obwohl ich noch viel geringer bin als eine deiner Mägde.“
14 Zur Essenszeit sagte Boas zu ihr: „Komm zu uns und iss von dem Brot. Du kannst es auch in den Weinessig tunken.“ Da setzte sie sich zu seinen Leuten. Boas gab ihr so viel Röstkorn, dass sie sich satt essen konnte und sogar noch übrig behielt. 15 Als sie wieder zum Ährenlesen aufstand, befahl Boas seinen Leuten: „Lasst sie auch zwischen den Garben sammeln und jagt sie nicht weg! 16 Ihr könnt sogar Ähren aus den Garben fallen lassen, damit sie sie auflesen kann. Und beschimpft sie nicht!“
17 So sammelte Rut auf dem Feld bis zum Abend und klopfte dann ihre Ähren aus. Sie hatte etwa 17 Kilogramm Getreide zusammengebracht. 18 Sie nahm es auf und brachte es in die Stadt. Ihre Schwiegermutter sah, was sie aufgelesen hatte. Dann holte Rut hervor, was von ihrer Mahlzeit übrig geblieben war, und gab es ihr. 19 Da fragte Noomi: „Wo hast du heute Ähren gelesen? Auf wessen Feld bist du gewesen? Gott segne den, der es dir erlaubt hat!“ Sie berichtete ihrer Schwiegermutter alles und sagte: „Der Mann, auf dessen Feld ich heute war, hieß Boas.“ 20 Da sagte Noomi zu ihr: „Er sei gesegnet von Jahwe, der uns seine Gnade nicht entzogen hat, weder uns Lebenden, noch unseren Toten! Du musst wissen“, fuhr sie fort, „Boas ist mit uns verwandt. Er ist einer von unseren Lösern„. 21 Rut, die Moabiterin, erzählte weiter: „Schließlich hat er noch zu mir gesagt, dass ich mich zu seinen Leuten halten soll, bis sie die ganze Ernte eingebracht haben.“ 22 Da sagte Noomi: „Es ist gut, meine Tochter, wenn du mit seinen Mägden aufs Feld gehst. Dann wird man dich auf einem anderen Feld nicht belästigen.“
23 So hielt sich Rut zu den Mägden des Boas und las Ähren auf, bis die Gersten- und auch die Weizenernte vorbei war. Dann blieb sie bei ihrer Schwiegermutter.
Rut 3
Rut und Boas auf der Tenne
1 Eines Tages sagte Noomi zu ihr: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht ein Zuhause suchen, wo du es gut hast? 2 Du weißt, dass Boas, mit dessen Mägden du auf dem Feld warst, mit uns verwandt ist. Pass auf! Heute Abend worfelt er die Gerste auf dem Dreschplatz. 3 Nimm ein Bad, salbe dich, zieh deine besten Kleider an und geh dorthin. Pass auf, dass er dich nicht entdeckt, bevor er mit Essen und Trinken fertig ist. 4 Merk dir die Stelle, wo er sich hinlegt. Dort gehst du dann hin, deckst seine Füße auf und legst dich nieder. Er wird dir schon sagen, was du tun sollst.“ 5 „Ich werde alles so machen, wie du gesagt hast“, antwortete Rut.
6 Sie ging zum Dreschplatz hinunter und machte alles so, wie ihre Schwiegermutter sie angewiesen hatte. 7 Als Boas gegessen und getrunken hatte, legte er sich gutgelaunt am Rand des Getreidehaufens schlafen. Da kam sie leise, deckte seine Füße auf und legte sich hin. 8 Um Mitternacht zitterte der Mann vor Kälte, beugte sich vor und entdeckte eine Frau an seinem Fußende.
9 „Wer bist du?“, fragte er. „Ich bin Rut, deine Sklavin“, sagte sie. „Breite doch den Zipfel deines Gewands über deine Sklavin aus, denn du bist der Löser!“ 10 Da sagte er: „Jahwe segne dich, meine Tochter! Was du jetzt getan hast, zeigt deine Treue noch mehr als vorher. Denn du bist nicht den jungen Männern nachgelaufen, weder armen noch reichen. 11 Und nun, sei unbesorgt, meine Tochter! Alles, was du gesagt hast, werde ich für dich tun. Jeder in der Stadt weiß ja, dass du eine tüchtige Frau bist. 12 Es stimmt, dass ich Löser bin, aber es gibt da noch einen Löser, der näher mit dir verwandt ist als ich. 13 Bleib heute Nacht hier. Ich werde es morgen früh klären, ob er dich lösen will oder nicht. Wenn er keine Lust dazu hat, werde ich es tun, so wahr Jahwe lebt. Bleib jetzt liegen bis zum Morgen.“
14 So blieb sie bis zum Morgen an seinem Fußende liegen. Und noch bevor einer den anderen erkennen konnte, stand sie auf. Denn Boas hatte gesagt: „Es darf nicht bekannt werden, dass eine Frau auf der Tenne war.“ 15 Nun sagte er: „Gib dein Umschlagtuch her und halt es auf!“ Er füllte 33 Kilogramm* Gerste hinein und hob es ihr auf die Schulter. Dann ging er in die Stadt.
16 Sie aber ging zu ihrer Schwiegermutter. Die fragte: „Wie ist es dir ergangen, meine Tochter?“ Rut erzählte ihr alles, was Boas für sie getan hatte, 17 und fügte hinzu: „Diese Menge Gerste hat er mir gegeben und gesagt: ‚Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen.'“ 18 Da sagte sie: „Bleib hier, meine Tochter, bis du siehst, wie die Sache ausgeht! Der Mann wird nicht ruhen, bis er sie heute noch zu Ende geführt hat.“
Rut 4
Boas heiratet Rut
1 Boas war zum Stadttor gegangen und hatte sich dort hingesetzt. Da kam jener Löser vorbei, von dem er gesprochen hatte. „Komm her und setz dich!“, rief Boas ihm zu. Der Mann tat es. 2 Dann holte Boas zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sagte: „Setzt euch hierher zu uns!“ Nachdem sie saßen, 3 sagte er zu dem Löser: „Noomi, die aus Moab zurückgekehrt ist, will das Feldstück verkaufen, das unserem Bruder Elimelech gehörte. 4 Ich habe nun gedacht, dir folgenden Vorschlag zu machen: Erwirb es in Gegenwart der hier sitzenden Männer und Ältesten meines Volkes! Du hast das Vorkaufsrecht, weil du der nächste Verwandte bist. Ich komme erst nach dir. Wenn du es lösen willst, dann löse es, wenn nicht, dann teile es mir hier mit.“ – „Ja, ich löse es“, erwiderte dieser. 5 Boas fuhr fort: „Wenn du das Feld von Noomi erwirbst, hast du auch die Verpflichtung übernommen, für die Moabiterin Rut zu sorgen und mit ihr einen Sohn zu zeugen, dem das Erbstück dann zufällt.“ 6 Da sagte der Löser: „Wenn das so ist, kann ich es nicht lösen, denn dann würde ich meinen eigenen Erbbesitz schädigen. Übernimm du mein Lösungsrecht, denn ich kann es nicht wahrnehmen.“
7 Früher gab es in Israel den Brauch, bei einem Loskaufverfahren oder einem Tauschgeschäft den Schuh auszuziehen und ihn dem anderen als Bestätigung der Sache zu übergeben. 8 Als nun der Löser zu Boas sagte: „Erwirb du es!“, zog er den Schuh aus. 9 Da sagte Boas zu den Ältesten und dem anwesenden Volk: „Ihr seid heute Zeugen, dass ich von Noomi alles erworben habe, was Elimelech und seinen Söhnen Kiljon und Machlon gehörte. 10 Damit habe ich auch Machlons Witwe, die Moabiterin Rut, als Frau erhalten. Ich verpflichte mich, an Machlons Stelle einen Sohn zu zeugen, dem Machlons Erbbesitz dann gehören wird. So wird der Name des Verstorbenen in seiner Sippe und in seinem Heimatort nicht vergessen. Dafür seid ihr Zeugen!“ 11 Das ganze Volk, das sich beim Tor versammelt hatte, und die Ältesten sagten: „Wir sind Zeugen! Jahwe mache die Frau, die in dein Haus kommt, so wie Rahel und Lea, von denen das Volk Israel abstammt. Wir wünschen dir Reichtum und Einfluss in deiner Sippe Efrat und deinem Namen Ansehen in Bethlehem. 12 Durch die Nachkommen, die Jahwe dir von dieser jungen Frau geben wird, soll deine Familie so werden wie die des Perez, dem Sohn von Tamar und Juda.“
13 So nahm Boas Rut zur Frau. Er schlief mit ihr, und Jahwe ließ sie schwanger werden. Als sie einen Sohn zur Welt brachte, 14 sagten die Frauen zu Noomi: „Jahwe sei gepriesen! Er hat dir in diesem Kind einen Löser geschenkt. Möge sein Name in Israel berühmt werden! 15 Du wirst jemand haben, der dein Herz erfreut und dich im Alter versorgt. Er ist ja der Sohn deiner Schwiegertochter, die dich liebt. Ja, an ihr hast du mehr als an sieben Söhnen!“
16 Noomi drückte das Kind an ihre Brust und wurde dessen Betreuerin. 17 Die Nachbarinnen kamen dann zur Namensgebung. „Noomi ist ein Sohn geboren worden!“, sagten sie und nannten ihn Obed, Diener. Obed wurde der Vater Isais und Isai der Vater Davids.
18 Es folgt das Verzeichnis der Nachkommen von Perez. Perez zeugte Hezron, 19 Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, 20 Amminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, 21 Salmon zeugte Boas, Boas zeugte Obed, 22 Obed zeugte Isai, und Isai zeugte David.
Die NeÜ ist eine Übertragung der Bibel ins heutige Deutsch – bibel.heute – und gut zum Vorlesen geeignet. Mit freundlicher Genehmigung von Karl-Heinz Vanheiden (© 2013) www.kh-vanheiden.de