E-11
Rut und Noomi
Vorschlag zum erzählen der Geschichte
Einleitung
Zur Einleitung kannst du das Experiment: Das Ei durch den Engpass durchführen.
Zum Experiment
Was haben wir beobachtet? Das Ei muss durch einen Engpass durch. Um das zu schaffen, wird es verformt und ist großen Kräften ausgesetzt. Trotzdem bleibt es am Ende das selbe – ein Ei.
So wie unser Ei aus dem Experiment hat sich auch die Person aus unserer Biblischen Geschichte gefühlt. Sie heißt Noomi.
Die Geschichte von Rut und Noomi
In der Bibel gibt es nur 2 Bücher, die nach einer Frau benannt sind. Das eine Ester – da geht es um eine Königin eines großen Reiches. In dem Buch Rut hingegen geht es um zwei einfache Frauen: Noomi und ihre Schwiegertochter Rut. Was sie auszeichnet, ist nicht ihr Titel – sondern ihr Verhalten.
Bild 1. Noomi vor ihrem Haus in Moab
Hier sehen wir eine jüdische Frau. Ihr Name ist Noomi. Noomis Mann, Elimelech, war mit ihr und seinen beiden Söhnen von Israel nach Moab gezogen (ev. Karte zeigen, z.B. von Wikipedia zu Moab). In Israel gab es nämlich eine schlimme Hungersnot, und damit die Familie nicht Hungern muss, ist er in das benachbarte Land gezogen.
Gespräch mit Kindern, eventuell in Kleingruppe
Ihr könnt euch das in etwa so vorstellen, als ob Menschen aus Somalia oder zum Beispiel aus dem Irak nach Deutschland kommen. In ihren Heimatländern herrscht Hunger oder Krieg, und deswegen suchen sie nach einer neuen Heimat, in der es ihnen besser geht.
Kennt ihr Leute, die aufgrund solcher Umstände nach Deutschland gekommen sind? Wie nennt man sie? (Migranten, Flüchtlinge) Was meint ihr – fällt es ihnen leicht, in Deutschland klar zu kommen?
In so einem neuen Land Fuß zu fassen ist gar nicht einfach. Aber die Familie gewöhnte sich an ihre neue Heimat. Leider starb Elimelech nach einiger Zeit, aber Noomi hatte ja noch ihre beiden Söhne. Sie lernten sogar moabitische Frauen kennen, die sie heirateten. Sie hießen Orpa und Rut.
Aber dann geschah etwas Schreckliches! Auch die beiden Söhne starben nach einiger Zeit und jetzt waren alle drei Frauen Witwen.
Dazu sollte man wissen, dass der Verlust des Ehemannes damals für eine Frau nicht nur schlimm war, weil sie einen geliebten Menschen verlor. Zu dem Kummer kam die finanzielle Sorge, denn Frauen durften zu dieser Zeit nicht einen Beruf ausüben und sie bekamen auch keine Witwenrente. Stattdessen mussten sie darauf hoffen, dass ihre Familien sie versorgen. Für Noomi war es also in dem Fremden Land, in der sie keine Familie außer ihre verwitweten Töchter hatte, besonders schwer.
Was, meint ihr, ist besonders schwer wenn man einen geliebten Menschen verliert? Kennt ihr jemanden, dem es so gegangen ist? Was habt ihr beobachtet?
Sobald sie also erfuhr, dass es in Israel keine Hungersnot mehr gab, machte sie sich auf, um dorthin zurückzukehren. Rut und Orpa wollten sie dorthin begleiten, schließlich war Noomi für sie ja zur Familie geworden.
Bild 2
Doch an der Grenze zu Israel bleibt Noomi stehen.
Und sie sagt den beiden, dass sie zurück zu ihren Eltern gehen sollen. Noomi wollte ihnen bestimmt das schwere Leben als Fremde in einem anderen Land ersparen, dass sie ja selbst durchgemacht hat. Und die Eltern der Frauen konnten sie viel besser versorgen als sie als verarmte Witwe. Wie damals so üblich, könnten ihre Eltern sogar den jungen Frauen einen neuen Ehemann besorgen (damals wurden die Ehen meistens von den Eltern arrangiert).
Mit schwerem Herzen entscheidet sich Orpa, Noomis Rat zu folgen. Mit vielen Tränen verabschiedet sie sich von den beiden Frauen.
Rut aber geht nicht zurück. Noomi kann noch so viele gute Argumente bringen – Rut will ihre vereinsamte Schwiegermutter nicht im Stich lassen. Und da sagt sie einen Satz, den ich besonders schön finde:
„Wo du hingehst, dort will ich auch hingehen, und wo du lebst, da möchte ich auch leben. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott.“ (Rut 1:16)
Und so ziehen die beiden nach Israel, in eine sehr ungewisse Zukunft.
Könnt ihr die Entscheidungen der beiden Verstehen? Wie würdet ihr euch entscheiden – eher wie Rut, oder eher wie Orpa?
Überlegungen von Tanja:
Noomi muss durch einen schwierigen Engpass. Den Mann verloren, ihre Söhne verloren, und auch ihr Haus in Moab lässt sie zurück – sie geht durch schreckliche Zeiten. Aber Gott hat sie nicht verlassen – und ihre Schwiegertochter Rut steht ihr zur Seite.
So ist das manchmal im Leben. Wir müssen durch Zeiten, die unglaublich hart sind. Das habe ich selbst z.B. auch schon erlebt. (hier, nach Möglichkeit, ein persönliches Beispiel erzählen)
Als ich in eurem Alter war, habe ich eine ziemlich doofe Krankheit bekommen. Sie hatte einen seltsamen Namen: Epson. Diese Krankheit ist nicht gefährlich, aber relativ selten. Für ca 1 Jahr hatte ich deswegen immer mal wieder ganz dolle Schmerzen in meinem Bein bekommen Die kamen ganz plötzlich, und dann konnte ich für einige Zeit gar nicht richtig laufen, weil es so weh tat, das Bein zu bewegen.
Stellt euch vor: meine Schule war überhaupt nicht weit von meinem Zuhause entfernt. Mit gesunden Beinen hätte ich dort hin laufen können. Aber so musste meine Mama mich ganz oft zur Schule fahren. Einmal war es sogar so schlimm, dass sie mich ins Klassenzimmer tragen musste.
Das war für mich eine schlimme Zeit. Aber ich hatte meine Mama, meinen Papa und meine Geschwister, die in der Zeit ganz viel für mich gemacht haben: sie haben meinen Schulranzen geschleppt, wenn ich zu müde war, haben wegen mir auf lange Wanderungen verzichtet oder sogar mich durch die Gegend getragen.
Ohne sie wäre es viel, viel schlimmer gewesen. Ich war wirklich vor einem Engpass, aber meine Familie hat für mich gesorgt, so wie Rut sich um ihre Schwiegermutter gesorgt hat.
Gott sorgt auch für uns, auch dann wenn wir es nicht unbedingt sofort sehen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Noomi erst einmal ziemlich wütend auf Gott war, als sie ihren Mann und ihre Söhne verlor. Aber vergessen hatte er sie nicht. Er hatte sogar noch einen wichtigen Plan für ihr Leben, und sie sollte eine entscheidende Rolle für ganz Israel spielen. Die Geschichte von den Beiden geht nämlich weiter. Noomi denkt sich später in Israel einen ziemlich skandalösen und riskanten Plan aus, wie sie ihrer Rut einen guten, neuen Mann besorgt – das ist sehr, sehr spannend. Aber die Story erzähle ich euch ein andermal.